Zypern holt Gold und Deutschland fliegt raus – 42 Teams kickten bei der SZ-EM im DDV-Stadion um den Sieg.

Die Schotten geben den Ton an. Optisch wie akustisch. Zumindest bis zum Sechzehntelfinale. Dann verstummen ihre ohrenbetäubend lauten Trommeln und
Trompeten. Der Gruppensieger unterliegt Portugal. Was bleibt, sind wehende Schottenröcke, getragen von Männlein wie Weiblein. Tolle Fans, die allen Grund zum Feiern haben – eine Weile noch im DDV Stadion und nach der „SZ Mini EM“ auf dem Weg, heim nach Ottendorf-Okrilla. 

Von dort und noch viel weiter her kommen rund zwei Drittel der insgesamt 42 Mannschaften, die am Sonntag um den Sieg kicken. Vereine, Schulen, Freundeskreise haben sich angemeldet. Wer sie wirklich sind, ist im Turnier nicht von Bedeutung. Im Vorfeld wurden ihnen Länder zugelost. So steht letztlich Wales gegen Zypern im Finale. Die Schweiz und Spanien spielen um Platz drei und vier. Kein Deutschland weit und breit. Wenn das mal kein Omen für die echte Europameisterschaft ist. Nach der ist die SZ-Mini-EM benannt, und auch dabei ist Fußball ein Spiel, aber eben viel mehr als das, sogar mehr als Leben und Tod. So ähnlich hat es Bill Shankly gesagt, Fußballer und Trainer ausgerechnet aus Schottland. Der Ernst der Lage ist auch den Fans der schottischen Mini-Mannschaft wohlbekannt.

Ob Nationalspieler Thomas Müller 26 Jahre alt ist und Bastian Schweinsteiger schon 31, spielt keine Rolle. Beim kleinen Bruder der Meisterschaft indes schon. Antreten dürfen ausschließlich Spieler der C-Jugend, also Jahrgänge 2001 und 2002. Das ist sicher, wie die Abseitsregel. Für Rote Karten gibt‘s Spielsperre, und für Mogelei auf dem Feld Disqualifikation. Das ist der deutschen Mini-Mannschaft passiert.

Noch laufen die Vorrundenspiele. Noch tröten die Schotten in ihre Trompeten und lassen die Rasseln über ihren Köpfen kreisen. Noch wiegen die Niederländer ihre leuchtend orangefarbenen Lockenköpfe bei jedem Ballverlust sorgenvoll hin und her. Deutschland schlägt sich halbwegs gegen Kroatien, Luxemburg, Spanien und Zypern. Vielleicht wären die Jungs in die nächste Runde gekommen. Doch dann zeigt die Tabelle hinter jedem Spiel eine Null. Was ist los? „Wir wurden disqualifiziert“, sagt Daniel später. Auch Karl und Ludwig wirken geknickt. Sie sitzen noch hoch oben auf den Zuschauerplätzen und schauen missmutig auf den Rasen, wo vier 15-Minuten-Spiele parallel ausgetragen werden. Der große Rest der Mannschaft hat sich schon verkrümelt. Schlecht gelaufen für die gemischte Truppe aus Schülern des St. Benno Gymnasiums, einer anderen Schule und Vereinsspielern. Von ihnen war ein Spieler zu alt. Aber C-Jugend ist C-Jugend. Nicht das Alter eines Spielers entscheidet, sondern der Jahrgang. Da verstehen die Organisatoren keinen Spaß. „Wir wollen, dass das ein ernst zu nehmendes Turnier ist. Da gehört es auch dazu, die Regeln einzuhalten“, sagt Juliane Zönnchen vom SZ-Planungsteam. Eine weitere Mannschaft war mit älteren Spielern angetreten und wurde nicht zugelassen. „Mir tun die Jugendlichen leid, weil sie am Ende die Leidtragenden sind“, sagt Zönnchen, „aber zu meinen, bei ein paar Hundert Spielern fällt das nicht auf, geht schief.“ Den Spaß am Fußball verliert die Mini-National-Elf nicht.

Wer tippt auf Deutschland als Sieger der Europameisterschaft? Die Arme gehen in die Luft. „Das sollte man einem Weltmeister auch zutrauen“, finden die Jungs. Dann greifen sie nach ihren Rucksäcken und trollen sich. Der vierte und dritte Platz steht derweil fest: Spanien landet auf dem undankbaren Vierten. Die Schweiz freut sich über Bronze. Wales und Zypern stehen im Finale. Die walisische Mannschaft gehört bei der echten EM zu den Debütanten. Zypern hingegen ist noch Zukunftsmusik¨– und gewinnt zumindest schon mal die Mini-EM! Damit geht der Sieg an die SG Weißig.

Nur ein kleiner Teil der Plätze im DDV Stadion ist am späten Nachmittag noch mit Fans besetzt. Doch von dort schallt Rassel-Rabatz. Super Stimmung, nicht nur rund um den Rasen, sondern auch draußen auf dem Stadion-Gelände. Die Sonne über Dresden hat den ganzen Tag durchgehalten. Die Sponsoren der Mannschaften präsentieren sich an Ständen. Ganze Familienverbände bummeln über die Trödelmeile. Bratwurst, Bier und Eis. Urkunden und Medaillen. Eine Mammut-Mini-Meisterschaft geht gut gelaunt zu Ende.